Klavierspielen lernen gegen Trauer!

Vor drei Jahren starb meine Mutter an den Folgen von Longcovid.

Sie lebte seit fast 50 Jahren am Fuße des Montmartre im 18. Arrondissement von Paris. Immer wenn ich zu ihr kam, meistens an Weihnachten, machten wir uns zu Fuß auf den Weg, hoch zum Sacré-Coeur. Wenn ich dann mit ihr oben an der großen Freitreppe ankam und auf die Stadt runterblickte, war das immer wie ein Nachhausekommen. Anschließend gingen wir dann weiter zur Place du Tertre, um dort einen Kaffee zu trinken und einen Pastis.

Als Kind war ich auch oft dort, allerdings um den Malern zuzusehen. Dort entstand in mir der Wunsch, später einmal Kunst in Paris zu studieren, um dann auch ein Montmartre-Maler zu werden. Das Leben wollte aber, dass ich Kunst in München studierte, um dann Graphic Recorder zu werden.

Weiter ging unser Spaziergang dann zur Place des Abbesses, wo ein Stück weiter das „Café Des Deux Moulins“ liegt. Dort wurde ein Teil der Aufnahmen zu Amélie Poulain gedreht. Natürlich haben wir uns damals diesen Film gemeinsam angesehen und waren seitdem Fans von ihr. Ganz besonders gefiel uns auch der Soundtrack.

„Comptine d’un autre été“ ist wohl das Lied, das für alle Amelie-Fans die Stadt Paris verkörpert wie kein anderes! Der erste Akkord – und Du siehst die Stadt!

Diese gemeinsamen Spaziergänge sind nun vorbei. Aber was kann ich tun, wenn ich traurig bin, weil ich an sie denke? Malen? Zeichnen? Hmm!

Mein Vater hinterließ mir vor drei Jahren ein Yamaha-Keyboard. Das habe ich letztens aus dem Keller geholt. Und jetzt lerne ich Klavier! Auf YouTube gibt es alle möglichen Tutorials und viele davon sind gut.

Und damit bin ich beim Kern meines Themas. Manchmal helfen mir die Skills, die ich mir im Leben erarbeitet habe, wie Malerei, Zeichnen, Bildhauen, Schlagzeugspielen überhaupt nicht, um in mir ein Gefühl von Zufriedenheit oder Ausgeglichenheit herzustellen. Dann muss ich etwas komplett neues lernen. Etwas, von dem ich keine Ahnung habe. Das ich aber schon immer mal tun wollte. Und können will.

An manchen Tagen, wenn ich am Klavier sitze, kann ich förmlich spüren, wie sich in meinem Hirn neue Synapsen konfigurieren. Das fühlt sich fantastisch an. So als ob ich nach Hause käme.

Ihr könnt Euch sicher denken, an welchem Lied ich mich abarbeite!

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